Die wirkliche Ökonomie ist Photosynthese
Jeremy Rifkin bezeichnete schon vor fünf Jahren den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Juli 2008 als das "End Game" der fossil-basierten Weltwirtschaft und macht das Überleben der Menschheit davon abhängig, ob sie es schafft, sich zu einer empathischen Gemeinschaft zu entwickeln. Mir kann das gar nicht schnell genug gehen.
Mit Jeremy Rifkin beschäftigte ich mich zum ersten Mal näher, als ich sein Buch "Der Europäische Traum. Die Vision einer leisen Supermacht" in die Hände bekam. Und das zu einer Zeit, als auch mich der "German Blues" gepackt hatte und Deutschland "der kranke Mann Europas" war.
Diese Zeiten sind längst vorbei, und Deutschland strotzt nur so vor wirtschaftlicher Kraft. Und trotzdem gibt es in unserem Land massenhaft Menschen, die es nicht verwinden können, dass es aus allen möglichen Gründen Verfolgte in unser Land schwemmt, von denen viele nicht mehr wissen, was sie sonst noch machen können, außer aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie protestieren, pöbeln, und zwischenzeitlich zünden sie auch Flüchtlingsheime an.
Widerwärtig.
Wenn diese geistlosen Schwachköpfe auch nur den Hauch einer Ahnung davon hätten, dass es auf der Welt ganz andere Probleme gibt als Flüchtlinge, die wir beherbergen und denen wir zu essen geben und durch die keiner dieser Deppen auch nur einen Cent weniger am Monatsende in seiner eigenen Tasche hat.
Heute stolperte ich wieder einmal über Jeremy Rifkin, und zwar über ein Video, das mittlerweile auch schon fast fünf Jahre alt ist. Darin spricht Rifkin über die Weltwirtschaftskrise, die 2008 begann und zum Zeitpunkt seiner Rede auch noch in vollem Gange war. Seine zentrale These, die er bereits am Anfang seiner Ausführungen vorstellt, ist, dass die Wirtschaftsführer dieser Welt noch immer nicht die fundamentalsten Basisweisheiten begriffen hätten und gibt seiner These die Überschrift "The real economy is photosynthesis."
Eine sehr plakative Beschreibung für sein jahrelanges Eintreten, sich schnellstmöglich von der derzeitigen Wirtschaftsform zu lösen, deren einzige Basis fossile Brennstoffe sind und die bereits im kommenden Jahrhundert dem Untergang geweiht sein könnte, wenn sich diese Abhängigkeit nicht schleunigst ändere.
Rifkin ist nicht als Alarmist bekannt. Vielmehr schreibt man ihm die unbestechliche Fähgikeit zu, Dinge schon früh sehr klar zu sehen und diese zu beschreiben. So dürfte das auch im vorliegenden Fall sein.
Er stellt eine einfache Rechnung auf: Die Menschheit macht nur 1% der weltweiten Biomasse aus. Aber dieses eine Prozent verbraucht 24% dessen, was die Photosynthese weltweit produziert. Dass dies ein ungesundes Maß angenommen hat, dürfte jedem schnell einleuchten. Er sagt: "We have become monsters." Und er geht in seinen Ausführungen weiter, dass dies nicht nachhaltig sei. Entweder, so sagt er, müsse der Mensch gehen oder er müsse sich ändern. Die Menschheit befinde sich, so Rifkin, im "End Game", also dem globalen und zivilisatorischen Endspiel.
Interessanterweise kann er diesem Endspiel auch ein Preisschild anhängen. Im Juli 2008 sei der Preis für Rohöl auf den Weltmärkten auf 147 US-Dollar gestiegen (Anmerkung: Der höchste Preis für ein Barrel Crude war tatsächlich am 3. Juli 2008 143,95 US-Dollar [Quelle]. Die Konsequenz: Eine starke Inflation. Grundnahrungsmittel wurden deutlich teurer, alles kostete plötzlich viel mehr, die Kaufkraft sank dramatisch. In mehr als 30 Ländern der Erde habe es Aufstände um Nahrungsmittel gegeben. Als Folge habe sich die Weltwirtschaft vollständig heruntergefahren. Diesen Zeitpunkt bezeichnet Rifkin als "Peak Globalization" in Anlehnung an Peak Oil Per Capita, jenem Zeitpunkt, zu dem das meiste Erdöl pro Kopf in der Welt gefördert wurde. Dieser lag bereits über 30 Jahre zurück, als Rifkin seine Rede 2010 hielt. Seitdem konnte die Ölproduktion pro Kopf nicht mehr erhöht werden. Er führt dies darauf zurück, dass die Menschheit einfach viel schneller gewachsen sei, als dass dies durch neue Ölfunde hätte (über-)kompensiert werden können.
Rifkings These ist, dass dieser maximal je erreichte Preis für Öl eine Mauer sei, die von der Weltwirtschaft nicht durchbrochen werden könne, da sich dann der Automatismus der weltweiten wirtschaftlichen "Abschaltung" (shut-off) wiederholen werde. Und er führt weiter aus, dass wenn man später einmal auf diese geschichtliche Epoche blicken werde, werde man erkennen, dass dies das "End Game" der auf fossilen Brennstoffen basierten Weltwirtschaft gewesen sei: nämlich der Monat Juli im Jahre 2008.
Rifkin meint, dass es nicht ausreiche, die Ökonomie der Zukunft auf den Ideen der vergangenen beiden Jahrhunderte zu gründen. Es reiche nicht aus, einen neuen Mechanismus zu finden, der es erlaube, die Wirtschaft in ihrer heutigen Form weiterzuführen. Es reiche auch nicht aus, sich auf irgendwelche CO2-Reduktionsziele zu verständigen. Er schlägt einen Bogen über die Glaubensgrundsätze der Kirche, die Aufklärer John Locke und Adam Smith, über den Evolutionsguru Charles Darwin, Sigmund Freud und andere, um letztlich zu formulieren, der einzige Weg, der ein Überleben des Menschen ermögliche, sei es, die bereits Anfang der 1990er Jahre bei Primaten und Menschen nachgewiesenen Spiegelneuronen und die sich daraus fundamental ergebenden Konsequenzen zum Primat des wirtschaftlichen Handelns der Zukunft zu machen. Diese Spiegelneuronen führen nämlich dazu, dass ein Primat oder Mensch, der ein anderes Lebewesen dabei beobachtet, wie dieses starke Gefühle wie Freude oder Schmerz empfindet, selbst ein ähnliches Gefühl entwickelt wie das Objekt seiner Beobachtung. Rifkin nennt diese zukünftige Wirtschaftsform "The Empathic Civilization."
Im Lichte der Vorgänge im Zusammenhang mit der derzeitigen Flüchtlingsthematik in der EU gewinnen Rifkins Ausführungen ungewollt, aber treffsicher sehr hohe Relevanz.
Ich möchte jedem wärmstens empfehlen, sich dieses Video unbedingt anzusehen. Gerne würde ich darüber mit Ihnen diskutieren - über die derzeitigen Vorgänge in Deutschland und auch sehr gerne über das "big picture".
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Vielen Dank.